Im Gespräch ordnet Stadtpräsident Simon Wolfer den aktuellen Stand rund um die Weiterentwicklung des Stadtzentrums ein. (Bild: Stadt Weinfelden)
Die Weiterentwicklung des Stadtzentrums ist eines der zentralen Anliegen der laufenden Legislatur. Der Weinfelder Stadtrat setzt sich seit Monaten intensiv damit auseinander. Wo steht der Prozess? Stadtpräsident Simon Wolfer nimmt Stellung.
Die Legislaturziele, die das Stadtzentrum betreffen, sind klar definiert: gute Mischung aus Fachgeschäften, erhöhte Aufenthaltsqualität, gestärkter Stadtkern. Um das zu erreichen, hat Stadtpräsident Simon Wolfer zusammen mit dem Stadtrat ein Dutzend Handlungsfelder definiert und priorisiert.
– im Gespräch mit Basil Höneisen
Simon Wolfer, welche Handlungsfelder des Stadtzentrums werden vom Stadtrat priorisiert?
Simon Wolfer: Aus Sicht des Stadtrats sind die vier wichtigsten Handlungsfelder eine Begegnungszone im Zentrum, der Marktplatz, das Bankstrassenareal und der Bahnhof als Einfallstor ins Stadtzentrum. Diese Einschätzung wird auch von den Fraktionen des Stadtparlaments geteilt, die Anfang Jahr zu den Handlungsfeldern befragt wurden.
Die Weinfelder Politik ist sich also einig, wo der Hebel angesetzt werden muss?
Die Priorisierung fand breite Abstützung. Es gäbe noch viele weitere Themen im Zusammenhang mit dem Zentrum, aber wir müssen uns fokussieren.
Was hindert die Stadt am schnelleren Vorankommen?
Aktuell laufen, auch aufgrund des Fernwärme-Ausbaus, sehr viele Tiefbauprojekte parallel. Zudem müssen wir unsere bereits stattliche Infrastruktur in Schuss halten. Damit sind unsere finanziellen und personellen Ressourcen momentan strapaziert. Dieser Umstand zwingt uns zu kleinen Schritten statt grossen Sprüngen.
Zurück zum Zentrum: Die Priorisierung steht, das Parlament ist auch im Boot. Wo steht der Prozess jetzt?
Nach den Rückmeldungen aus den Fraktionen haben wir im Stadtrat einen Workshop durchgeführt, um das weitere Vorgehen genauer zu definieren. Anschliessend haben erste Arbeiten in stadtinternen Arbeitsgruppen gestartet.
Was bedeutet das konkret – wo stehen wir mit der Begegnungszone?
Die Begegnungszone befindet sich aktuell in der Planung. Diese Phase erweist sich als speziell herausfordernd. Viele Anspruchsgruppen, viele Bedürfnisse, enge Platzverhältnisse. Dies beansprucht Ressourcen, die aktuell nur beschränkt zur Verfügung stehen.
Wie sieht es mit dem Handlungsfeld Marktplatz aus?
Klar ist, dass beim Marktplatz keine grossen baulichen Massnahmen im Fokus stehen. Vielmehr überprüfen wir das aktuelle Nutzungskonzept: Wie können wir unter den gegebenen Umständen die Aufenthaltsqualität verbessern? Da ist die Marketingkommission dran. Kleinere Massnahmen haben wir bereits umgesetzt. Nun wollen wir unter Einbezug der Bevölkerung mehr umsetzbare Ideen sammeln. Die Planung hierzu läuft bereits.
Nach dem Nein an der Urne zum grossen Bahnhofsprojekt sind grössere Visionen am Bahnhof vorerst zerschlagen. Wie geht es weiter?
Der Busbahnhof muss nach wie vor an das Behindertengleichstellungsgesetz angepasst werden. Dazu wurde kürzlich in Absprache mit der städtischen Mobilitätskommission ein Variantenentscheid gefällt. Ein nächster Schritt wird auch die Überprüfung der Situation der Veloabstellplätze sein. Zudem prüfen wir nach wie vor eine Schliessung der Strasse zwischen Raiffeisenbank und Jack’s Café für den Autoverkehr. Da sind Gespräche mit dem Kanton im Gang.
Auch das Bankstrassenareal hat eine politische Geschichte. Der Stadtrat hat noch knapp zwei Jahre Zeit, eine Lösung vorzuschlagen. In welche Richtung geht es?
Die finanzielle Lage ist zurzeit angespannt. Zudem müssen die Schulgemeinden in den nächsten Jahren enorm viel investieren. Daher ist für den Stadtrat klar: Ohne zwingendes Bedürfnis für ein millionenschweres Grossprojekt präferieren wir eine Zwischennutzung. Zurzeit prüfen wir entsprechende Optionen. Eine Kreditvorlage für Ersatzneubauten des Areals soll erst erfolgen, wenn ein ausgewiesener Bedarf besteht.
Was möchten Sie der Weinfelder Bevölkerung zum Thema Stadtzentrum abschliessend mitgeben?
Einige wünschen sich schnelle Lösungen. Das kann ich absolut verstehen. Aber ich möchte drei Aspekte betonen: Erstens laufen unter anderem wegen des Fernwärmeausbaus aktuell sehr viele Tiefbauprojekte, die unsere Ressourcen binden. Zweitens braucht gerade die Weiterentwicklung des Stadtzentrums Zeit und Fingerspitzengefühl, denn das Thema ist an etliche Rahmenbedingungen und Abhängigkeiten geknüpft. Es gibt viele verschiedene, teils diametrale Vorstellungen, wie sich das Zentrum weiterentwickeln soll. Und Drittens: Wir haben bereits heute eine wundervolle Kleinstadt mit Charme, die sehr viel bietet. Der Qualitätsstandard ist hoch, es geht uns wirklich gut. Das dürfen wir nicht vergessen.
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