Fortsetzung von Teil 1 / 4
Die Schuljahre 4 – 6 besuchte ich im Pestalozzi-Schulhaus bei Emil Schmid. Tragisch war einige Jahre später die Abwahl von Emil Schmid als Lehrer. Eine von mehreren hundert Schulbürgern besuchte Schulgemeinde-Versammlung genehmigte die Abwahl von Emil Schmid, weil er zu wenige Schüler von der 6. Klasse in die Sekundarschule brachte. Das Schlüsselerlebnis in der Zeit bei Emil Schmid war aber sein unermüdlicher, grosser Einsatz zur Erhaltung des «Trauben». Das schützenswerte Gebäude war vom Abbruch bedroht, es hätte einem Warenhaus weichen müssen.
Die nächsten drei Jahre besuchte ich die Sekundarschule. Tatsächlich war ich einer von 6 der insgesamt 42 Schülerinnen und Schülern, die den Sprung aus der 6. Klasse an die Sek. geschafft haben. Ich war also drei Jahre im Thomas-Bornhauser-Schulhaus, drei Jahre im Pestalozzi-Schulhaus und drei Jahre im Sekundarschulhaus. Werner Schär war mein Sek-Klassenlehrer, ein sehr feiner Mann, den ich in bester Erinnerung halte. Da ich sprachlich nicht begabt bin, war die Sekundarschule nicht nur Vergnügen, sondern oft mit viel Lernen und Mühen verbunden. Mein Schlüsselerlebnis bei Werner Schär war der Besuch im Stadttheater St. Gallen (noch das alte Theater, das neue war im Bau) mit der Aufführung von «Andorra» von Max Frisch.
Natürlich musste ich in der Bäckerei und im Restaurant mithelfen. Schon als kleiner Bube hütete ich über Mittag den Bäckereiladen, da meine Mutter für die Restaurantgäste kochen musste und keine Zeit für den Laden hatte. 1 kg Ruchbrot kostete 1960 60 Rappen. Die gesamte Schulzeit musste ich mittwochs und samstags mit dem Velo und mit der «Chräze» auf dem Rücken Brot austragen. Ich hatte meine feste Tour, die in den Fabrikhäuschen der Model ihren Anfang nahm und in der Hubgasse bei der Familie Meier, Schreinerei und Familie Vogel, Spenglerei endete. Es war sehr wichtig, die Brote in der richtigen Reihenfolge in die «Chräze» einzupacken, genau nach der Reihenfolge der Tour. Manchmal erhielt ich 5 oder 10 Rappen Trinkgeld, oder von ganz Grosszügigen erhielt ich am Ende des Jahres einen «Fünfliber».
Die Klimaerwärmung war damals noch kein Thema. Trotzdem wurde es zunehmend schwieriger, Eis bei der Thurbrücke zu machen. Weinfelden war aber ein Eishockey-Dorf und so wurde der Ruf nach einer Kunsteisbahn immer stärker. Der 15. Dezember 1961 ist deshalb ein unvergessliches Datum. An diesem Tag ist die erste Kunsteisbahn im Kanton Thurgau eröffnet worden. Alle Eishockey-begeisterten Buben konnten diesen Tag kaum erwarten. Endlich konnten wir unserem grossen Hobby, Eishockey, täglich nachgehen. Es war eine wunderbare Zeit, das Eisfeld war unsere zweite «Heimat».
Fritz Strassmann, 2. Juni 2024
Erfahren Sie morgen, wie es weitergeht.
Quelle: SENIOR MACH MIT