Am Freitagabend kehren die Buchtage in den Rathaussaal zurück. Nachdem bei den vergangenen zwei Festivals im September einige Veranstaltungen im Theaterhaus stattfanden, ist dies im November nicht möglich, da dort die Theagovia ihr aktuelles Stück zeigt. Zudem singt im Musikschulsaal das Quintett Männergesang. Es ist viel los an diesem Wyfelder Fritig. Erfreulich also, dass die Zuschauerreihen im Rathaussaal sehr gut gefüllt sind.

Laura Vogt – 4 Tage, 3 Frauen, 2 Perspektiven, 1 alter weisser Mann
Laura Vogt erzählt in Ihrem Roman Die liegende Frau, was sich während vier Tagen zwischen drei Protagonistinnen abspielt. In vielen gekonnt formulierten Dialogen formen sich für die Leserin drei unterschiedliche Mutterbiografien. Gallus Frei betont, wie meisterhaft die Autorin die Stimme jeder einzelnen Figur ausgearbeitet hat. In der Rolle des alten weissen Mannes fühle er sich vom Buch stellenweise in seinem Wertesystem angegriffen. So lobt er den Roman als eines jener Bücher, die den Lesenden während der Lektüre ein kleines bisschen verändert.
Kristina Hauff und der Wunsch der Verlegerin
Es war der Wunsch der Verlegerin, dass Kristina Hauff etwas mit einer Segeljacht schreibt. Als erfahrene Seglerin floss die Geschichte der Autorin locker aus dem Ärmel, sie schrieb den Roman rauschhaft nieder. Dies überträgt sich auf die Leser:in, was die neue Buchtage-Moderatorin Judith Rehmann mit ihrem soghaften Leseerlebnis bestätigt. Gekonnt führt sie das Publikum durch das Gespräch und kitzelt mit ihren Fragen Hintergrundgeschichten zum Schreibprozess hervor. Kristina Hauff, früher als Regisseurin am Theater und auch als Buchhändlerin tätig, findet es schön, beim Schreiben alles selbst im Griff zu haben. Von der Szenerie über das Kostüm, die Dialoge und sogar die Psyche der Protagonisten: alles kann sie selbst beeinflussen und gleichzeitig beeinflusst es sie im Schreibprozess. Tanja Kroha sagt es zum Schluss sehr passend: Man möchte das Buch nach der Lesung nur ungern lesen – viel lieber möchte man Kristina Hauff mit nach Hause nehmen und es sich vorlesen lassen.
Ausblick
Der Samstag – mit einem Lesezirkel und 4 Lesungen ein Schwergewicht – verspricht weitere grossartige Bücher und spannende Gespräche. Es beginnt um 11 Uhr mit dem Lesezirkel zur Weinfelder Pflichtlektüre Eva. Um 16 Uhr wird eben dieses Buch von Verena Kessler präsentiert, gleich darauf folgt das Debut Über den Fluss von Theresa Pleitner.
Nach der Essenspause um 18 Uhr liest Behzad Karim Khani aus Hund Wolf Schakal. Er wird moderiert von Nicola Steiner – vormals Moderatorin des Literaturclub auf SRF und neu Leiterin des Literaturhaus Zürich. Den Schlusspunkt des Tages setzt die junge, für den Schweizer Buchpreis nominierte Sarah Elena Müller mit Ihrem Roman Bild ohne Mädchen.
