Der Ochsenfurt-Steg verbindet die Stadt Frauenfeld mit der Gemeinde Warth-Weiningen.
Unter der Leitung von Hermine Hascher, Delegierte des Regierungsrates für die Mitwirkung Thur3, fand Anfang April in Weinfelden die erste Thur-Konferenz statt. Über 55 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, um sich auf den gleichen Informationsstand zu bringen und aktuelle Thur3-Themen zu diskutieren. Die Projektorganisation Thur3 ist für die strategische Umsetzung, Planung und Projektierung des Hochwasserschutz- und Revitalisierungskonzeptes Thur3 zuständig. Der Mitwirkung räumt sie dabei einen hohen Stellenwert ein.
Der Schlussbericht Entwicklung Ländlicher Raum (ELR) war eines der Themen an der erste Thur-Konferenz. Dieses Instrument unterstützt vornehmlich die Landwirtschaft, ihre Interessen und Bedürfnisse frühzeitig in einem Planungsprozess einzubringen und eine Vision für die Region zu formulieren. Die Arbeiten daran hatten bereits im Jahr 2023 begonnen. Die neun im ELR vorgeschlagenen Massnahmen wie etwa «Sanfte Tourismusförderung» oder «Erhalt der Bodenfruchtbarkeit» werden nun unter dem Dach der Thur-Konferenz weiterbearbeitet.
Thematisiert wurde in Weinfelden zudem die Abschnittsplanung. Im Rahmen dieser soll festgelegt werden, in welchen Abschnitten und in welcher zeitlichen Abfolge auf den rund 17 Kilometern von der Murgmündung bis Weinfelden (erste Etappe von Thur3) konkrete Korrektionsprojekte umgesetzt werden sollen. Weiter wurde eine Arbeitsgruppe initiiert, die sich mit den spezifischen Bedürfnissen der Wasserversorgungen beschäftigen soll. Vertretern des Amtes für Umwelt informierten ferner über die Dimensionen und aktuellen Arbeiten am Generationenprojekt Thur3. Hermine Hascher, Delegierte des Regierungsrates für die Mitwirkung Thur3, spricht von einem gelungenen Start: «Wir durften an der ersten Thur-Konferenz die Basis für einen konstruktiven Dialog legen.»
Thur-Konferenz kommt drei- bis sechsmal jährlich zusammen
Die Thur-Konferenz setzt sich aus Akteurinnen und Akteuren entlang der ersten Thur3-Etappe zusammen. Für dieses regionale Mitwirkungsgefäss haben 76 Organisationen Delegierte entsendet, über 55 nahmen an der ersten Sitzung teil. Sie vertreten ein breites Feld unterschiedlicher Bedürfnisse und Betroffenheiten: Politische Gemeinden, Bürgergemeinden, Landwirtschaft, Umwelt, Wald, Jagd, Fischerei, Sport und Freizeit sowie verschiedene Werksbetreiber. «Die Anzahl und Breite der Interessen, welche die Thur-Konferenz abbildet, ist hocherfreulich», betont Hermine Hascher.
Die Thur-Konferenz kommt drei- bis sechsmal jährlich zusammen, das nächste Mal im Juli. Sie ermöglicht die Meinungsbildung zu fachlichen Grundlagen und stellt einen regelmässigen Informationsaustausch untereinander sowie mit Experten aus dem Bereich Planung und Projektierung sicher. Die Thur-Konferenz kann Empfehlungen und Stellungnahmen zuhanden des Thur-Rates, dem strategischen Führungsgremium von Thur3, erarbeiten. Zudem kann sie themenspezifische Arbeitsgruppen bilden.
Thur3 – die Eckpunkte
Das heutige Bauwerk Thur ist über 45 Kilometer lang und weist zahlreiche Schwachstellen auf: Die Dämme sind nicht ausreichend belastbar, um grosse Wassermassen schadlos abzuleiten, die Sohlenerosion gefährdet das Grundwasser und die harten Uferverbauungen tragen zum Artenschwund bei. Deshalb ist die dritte Thurgauer Thurkorrektion (Thur3) notwendig. Es handelt sich um eine wasserbauliche Generationenaufgabe, die nur gemeinsam bewältigt werden kann.
Thur3 strebt einen wirkungsvollen Schutz von Bevölkerung und Wirtschaft im Thurtal vor Hochwasser, die Erhaltung von Kulturland ausserhalb der Dämme sowie die Sicherung der Wasserversorgung und der landwirtschaftlichen Bewässerung an. Durch die Umsetzung werden rund 3’750 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche (davon 2’610 Hektar Fruchtfolgeflächen) besser vor Überflutungen im Hochwasserfall geschützt. Auch die Biodiversität profitiert: Es soll eine vielfältige und vernetzte Flusslandschaft als Lebensraum für zahlreiche Arten im Wasser und an Land entstehen.
Die Umsetzung des Konzepts findet etappenweise über rund 30 Jahre statt. Die Kosten werden auf rund 360 Millionen Franken geschätzt (inklusive der bereits laufenden Projekte „Bauprojekt 2014 Abschnitt Weinfelden-Bürglen“ und „Ghögg+ Das Thurjuwel bei Bischofszell“). Zum Vergleich: Die Schäden bei einem Extremereignis könnten 570 Millionen Franken betragen. Das Konzept Thur3 (ehemals Thur+) wurde vom Thurgauer Regierungsrat 2022 genehmigt und vom Grossen Rat im gleichen Jahr zustimmend zur Kenntnis genommen.
Per 1. Oktober 2024 hat der Regierungsrat die Projektorganisation in Kraft gesetzt. Die Projektorganisation ist für die strategische Umsetzung, Planung und Projektierung des Konzepts Thur3 zuständig. Sie umfasst nebst der verwaltungsinternen Planung und Projektierung einen breit angelegten, informellen Mitwirkungsprozess auf allen Ebenen (kantonal, regional und lokal), der die Einbindung der wichtigsten Anspruchsgruppen gewährleistet.
tg.ch