Tatsachen und Fakten zur Thundorfer Abstimmung zum Windpark

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Sind wir so?

  1. Vergangenheit

Der Sihlsee ist ein Stausee im Hochtal von Einsiedeln. Er wurde in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen erstellt.

An der Gemeindeversammlung wurden 1926 die Verträge mit den Betreibern deutlich gutgeheissen. Widerstand der betroffenen Bevölkerung gab es kaum. Mit dem Bau des Stausees wurde 1932 begonnen.

500 Personen mussten das Gebiet verlassen, weitere 1300 wurden in Mitleidenschaft gezogen. Überflutet wurden 93 Wohnungen, 124 Scheunen, 179 Torfhütten und 14 weitere Gebäude wie Sägereien, Kapellen oder Brücken. 55 Bauernhöfe wurden mit Gebäuden und Land überschwemmt. 454 Hektaren Streuland, 372 Hektaren Wiese, 45 Hektaren Torfboden und 5 Hektaren Wald fielen dem See zum Opfer. Für ihren Verlust wurden die Betroffenen entschädigt. Im Rahmen eines Umsiedlungsprojektes entstanden 30 neue Bauernbetriebe und Wohnhäuser für 175 Personen. Mehrere Familien wurden ihrer Erwerbsgrundlage beraubt und wanderten in die USA aus.

Vor der Flutung wurde an zwei Bauernhöfen die Wirkung von neuen Fliegerbomben der Armee erprobt; die Ruinen wurden anschliessend mit Brandbomben belegt.

Mit dem Bezirk Einsiedeln hat die SBB eine Abmachung: Wenn zu wenig Wasser im Stausee ist, muss die SBB pro Tag Bussgelder (das sogenannte Mückengeld) zwischen Fr. 20’000-40’000.- bezahlen. Die Pegelhöhe, die nicht unterschritten werden soll, wurde zentimetergenau bei 887,34 m ü. M. festgelegt und gilt in der Zeit vom 1. Juni bis 31. Oktober.

Sind wir so? Das waren wir!

  • Gegenwart

Die Bevölkerungsgrösse von Thundorf ist mit der betroffenen Bevölkerung im Beispiel Sihlsee vergleichbar. Thundorf liegt im kantonalen Richtplan in einem der wenigen Gebiete, in denen im Thurgau Windräder gebaut werden können. Der Wille, die erneuerbare dezentrale Energieerzeugung auszubauen, wurde am 21. Mai 2017 durch Annahme der Energiestrategie 2050 mit 58,22 % durch die Stimmbürger der Schweiz bestätigt. Selbst in der Gemeinde Thundorf sagten 55,4 % der Stimmbevölkerung Ja.

Im Kanton Thurgau wurde an der Sitzung des Grossen Rats am 6. Mai 2020 die Richtplanänderung Windenergie mit deutlicher Mehrheit genehmigt. Anschliessend wurde die Richtplanänderung Wind an den Bundesrat überwiesen. An seiner Sitzung vom 27. Oktober 2021 hat der Bundesrat die Richtplanänderung «Windenergie» (Stand: Juni 2019) genehmigt.

Es werden keine Häuser geflutet. Es werden keine Personen entwurzelt. Niemand hätte eine neue Existenz irgendwo aufbauen müssen. Niemand hätte unter den Windrädern gelitten oder wäre krank geworden. Keine Hektare Wiese, Wald oder Naherholungsgebiet wären für immer verloren gegangen. Tiere wären soweit möglich geschützt worden. Anstelle des Mückengeldes hätte es eine üppige Entschädigung gegeben und diverse Projekte wären umgesetzt worden. Thundorf hätte eine Aufwertung erhalten, ganz getreu dem Motto der Gemeinde Thundorf: wo das Leben noch lebenswert ist.

Wurde von den ThundorferInnen Unmögliches abverlangt? Drei kleine Flecken für eine Zeitdauer von 25 Jahren für die Windenergie auszuleihen – nicht mehr und nicht weniger. Damit hätte Thundorf in etwa so viel Strom produziert, wie 6’000 Haushalte oder 24’000 Menschen über ein Jahr verbrauchen.

544 Personen stimmten «Nein» und haben so den Zonenplan Wind verworfen und das Projekt auf diesem Weg verhindert.

Sind wir so? Ja, wir sind so!

  • Zukunft

In der Vergangenheit konnten Beschlüsse auch über den Tellerrand hinweg abgewogen werden. Das «Wir»- Gefühl und die nationale Verantwortung waren stärker als der pure Egoismus und das Gärtchen Denken.

Thundorf hat gezeigt, dass es undemokratisch ist, wenn 544 Personen bundesrätliche, nationale und kantonale Entscheide kippen können.

Wie in den umliegenden Kantonen muss der Kanton Thurgau so schnell wie möglich die Verantwortung übernehmen und die Gemeinden entlasten.

Scheitert die Energiestrategie aufgrund solcher Vorkommnisse wie in Thundorf, riskieren wir unseren Wohlstand, Versorgungssicherheit und schlussendlich auch unsere intakte Umwelt und alle damit verbundenen Vorteile. Die Nachteile des Klimawandels erleben wir in immer schnellen aufeinanderfolgenden Katastrophen.

Sind wir so?

Stefan Mischler

Präsident Pro Wind Thurgau

zVg

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