Beat Brüllmann, Chef Amt für Volksschule, und Heinz Leuenberger, Präsident des Verbands der Thurgauer Schulgemeinden, informierten über den bevorstehenden Schulstart.
Die Thurgauer Volksschulen starten trotz Lehrpersonenmangel mit genügend Personal. Die Schülerinnen- und Schülerzahlen steigen weiter. Im Zusammenhang mit Corona und dem Ukrainekrieg bewiesen die Schulen Krisenfestigkeit.
Am kommenden Montag, 15. August 2022, beginnt das neue Schuljahr. Rund 3070 Kindergartenkinder beginnen ihre Schulkarriere. Insgesamt werden sich über 31’300 Kinder und Jugendliche vom Kindergarten bis Sekundarschule auf den Schulweg machen. Damit steigt die Zahl der Schülerinnen und Schüler im Vergleich zum Vorjahr um 2.2 %. Dazu kommen rund 500 vorübergehend aufgenommene Kinder und Jugendliche aus der Ukraine. Das ergibt insgesamt ein Wachstum von 4 %.
Die Zahl der Sonderschülerinnen und -schüler, insbesondere der Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten, nimmt deutlich zu. Ende 2021 hatten rund 990 Kinder und Jugendliche einen Sonderschulstatus. Die Ursachen sind vielschichtig. Sie können auf Veränderungen bei den Kindern, zum Beispiel im Zusammenhang eines erhöhten Medienkonsums, wie auch auf gewandelte gesellschaftliche Erwartungen zurückgeführt werden. Um in den nächsten Jahren alle Kinder angemessen beschulen zu können, ist der Aufbau eines zusätzlichen Sonderschulstandorts im Mittel- oder Oberthurgau in Planung. Eine Arbeitsgruppe mit Vertretungen der Lehrpersonen, Heilpädagogik, Schulgemeinden und Hochschulen befasst sich mit der Zukunft der Sonderschulung in langfristiger Perspektive. Es gilt, als Schulsystem die vorhandenen finanziellen und personellen Ressourcen optimal zu nutzen, ohne dabei die Sicht auf das einzelne Kind zu verlieren.
Weitere Massnahmen notwendig
Die Stellenbesetzung für das neue Schuljahr verlief trotz des ausgetrockneten Stellenmarkts insgesamt erfolgreich. In vielen Fällen konnten Lücken mit bestehendem Personal, Wiedereinsteigerinnen und Wiedereinsteigern oder pensionierten Lehrerinnen und Lehrern gedeckt werden. In Einzelfällen mussten vorübergehend Personen ohne anerkannte Ausbildung angestellt werden. Dazu braucht es jeweils das Einverständnis der Schulaufsicht. Die Lage bleibt aber angespannt. Im Hinblick auf die kommenden Jahre sind in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule und den Verbänden der Schulgemeinden, Schulleitungen und Lehrpersonen verschiedene Massnahmen geplant, die im kommenden Monat vertieft diskutiert und abgesprochen werden.
Schulen vermitteln langfristige Werte und Kompetenzen. Gleichzeitig müssen sie beweglich bleiben. Das zeigte sich unter anderem bei der Bewältigung der Covid-19-Pandemie und den Herausforderungen im Zusammenhang der geflüchteten Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine. Die Schulen haben bewiesen, dass sie über die nötige Anpassungsfähigkeit verfügen. Das funktioniert auf Basis vertrauensvoller Zusammenarbeit. Heinz Leuenberger, Präsident des Verbands der Thurgauer Schulgemeinden, betonte an einer Medienkonferenz: «Gerade in schwierigen Zeiten zeigt sich, wie wichtig stabile persönliche Arbeitsbeziehungen innerhalb der Schulgemeinden, aber auch auf Ebene Kanton sind. Zum Glück konnten wir hier im Kanton Thurgau auf einem hohen Niveau starten.»
tg.ch