Es fühlt sich nicht richtig an, wie mein Bruder bestattet ist
Die Berichterstattung über das geplante Grabfeld für Muslime bewegt mich dazu, mich als Betroffener zu äussern.
Mein Bruder Edis verstarb 2021 im Alter von 41 Jahren durch einen tragischen Unfall. Meine Schwägerin und die drei Kinder meines Bruders, sowie unsere Mutter, leben hier in Weinfelden und wir wollten ihn nicht hunderte Kilometer weit entfernt bestatten lassen.
In Schweizer Städten, in denen es spezielle Grabfelder für Muslime gibt, war dies aufgrund der Bedingung, dass nur Einwohner dort beerdigt werden können, nicht möglich. Daher haben wir uns dafür entschieden, ihn auf dem Friedhof in Weinfelden zu bestatten. Jedoch ist es uns als Muslime wichtig, dass der Körper des Verstorbenen nach Mekka ausgerichtet wird, was in diesem Fall nicht möglich war und wir immer noch sehr bedauern.
Für meine Familie war dies ein Kompromiss, den wir akzeptieren mussten. Dennoch fühlt sich dieser Kompromiss einfach nicht richtig an.
Nun hat das Parlament eine Lösung erarbeitet, die mich sehr erfreut und anderen Betroffenen die Möglichkeit gibt, ihre Angehörigen mit einem guten Gefühl in Weinfelden zu bestatten. Ich bitte die Bevölkerung von Weinfelden, uns Muslimen dieses Angebot zu ermöglichen. Ihr Verständnis und Mitgefühl sind in dieser Angelegenheit von grosser Bedeutung.
Es wäre eine enorm wertvolle Geste der Solidarität und des Respekts, wenn Weinfelden diese Lösung umsetzen würde. Ich bin zuversichtlich, dass dies dazu beiträgt, die Integration und das Miteinander in Weinfelden zu stärken. Wir alle haben das Recht, unsere lieben Verstorbenen in Würde und gemäss unseren religiösen Traditionen zu bestatten.
Mirsad Redzepagic, Sursee
