Die Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) Weinfelden steht vor einer entscheidenden Weichenstellung. Bis 2030 ist ein Neubau mit eineinhalbfacher Kapazität geplant. Gleichzeitig soll die bestehende, architektonisch herausragende Anlage von Antoniol + Huber (1996) im Jahr 2032 abgerissen werden.
Ein Neubau ist jedoch nicht notwendig:
Die bestehende Anlage wurde von Beginn an modular konzipiert. Über das abnehmbare Dach können sämtliche technischen Bestandteile ersetzt und erneuert werden.
Das Bauwerk ist für eine dritte Brennofenlinie vorbereitet. Damit liesse sich die Kapazität von heute 150’000 Tonnen auf 225’000 Tonnen pro Jahr erweitern – exakt die Leistung, die auch der Neubau vorsieht.
Der geplante Neubau wäre in seinem Volumen rund zehnmal grösser als die bestehende KVA. Diese masslose und unverhältnismässige Dimension ist bei gleichbleibender Effizienz eines erweiterten Altbaus weder gerechtfertigt noch zeitgemäss.
Zusätzlich ist vorgesehen, dass die Abfallanlieferung künftig hauptsächlich mit Lastwagen erfolgt – während die bestehende Anlage klugerweise direkt ans Bahnnetz angeschlossen ist. Das bedeutet mehr Schwerverkehr, höhere Belastung der Strassen und vermeidbare Emissionen.
Trotz dieser vorausschauenden Planung hat der Zweckverband KVA im Studienauftrag nur einen Neubau zugelassen. Die Möglichkeit einer Erweiterung oder Sanierung wurde gar nicht geprüft.
Warum Widerstand nötig ist:
Erhalt der einzigartigen Architektur: Die schlanke, richtungsweisende Gestaltung der bestehenden KVA ist ein wichtiges bauliches Zeitzeugnis.
Schonung von Landschaft, Natur und Ressourcen: Ein Neubau verschwendet graue Energie und erzeugt zusätzliche Umweltbelastungen.
Nachhaltigkeit: Sanieren statt Abreissen ist der zeitgemässere Weg.
Verhältnismässigkeit: Ein Monsterbau von zehnfacher Grösse ist völlig übertrieben und steht in keinem Verhältnis zum Bedarf.
Verkehr und Umwelt: Die Verlagerung von Bahn- auf LKW-Transporte ist ein Rückschritt und widerspricht sämtlichen Klimazielen.
Es ist daher dringend notwendig, dass die Bevölkerung Widerstand gegen diesen überdimensionierten und unnötigen Neubau leistet – zugunsten von Landschaft, Natur, Nachhaltigkeit und dem Erhalt einer architektonischen Ikone.
Fabio Frison