An der 199. Generalversammlung der Kantonalen Offiziersgesellschaft Thurgau im Rathaus Weinfelden (v.l.): Oberst i Gst Michele Moor, Präsident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft, Grossratspräsident René Walter, Divisionär Stephan Christen, Stellvertreter des Chefs Kommando Operationen, und Oberst Valentin Hasler, Präsident der KOG Thurgau.
Zum 199. Mal traf sich die KOG TG zur Generalversammlung im Rathaussaal Weinfelden. Rund 130 Mitgliederinnen und Mitglieder sowie Gäste aus Politik und Armee umrahmten den Anlass würdig. Das Gastreferat wurde durch Divisionär Stephan Christen, den Stellvertreter des Chefs Kommando Operationen, bestritten.
Von Oberstlt Marc Ramel
Nächstes Jahr jährt sich die Gründung der KOG zum 200. Mal. 1826, bemerkenswerterweise weit vor der Gründung des Bundesstaates 1847, nur 11 Jahre nach dem Wiener Kongress und im Zeichen der Restauration, emanzipierten sich die thurgauischen Offiziere. Dieser Stolz ist auch heute,nicht nur während des Singens des Thurgauerliedes zu spüren.
Vertreter des Souverän
Den Wert der Tätigkeiten der Offiziersgesellschaften im allgemeinen, der KOG TG im besonderen unterstrichen die beiden vorgelagerten Gastredner. Als Vertreter der Legislative überbrachte Grossratspräsident René Walter (FDP) die Grussworte der höchsten Instanz im Kanton Thurgau. Er betonte: «Es ist nicht mehr so, wie es einmal war.» Man hätte die vergangenen Dekaden der Glückseligkeit genossen, leider vergessen, dass Polarisierungen wohl längeren zeitlichen Konjunkturen folgten. Walter unterstrich angesichts der veränderten globalen aber insbesondere europäischen Lage die Wichtigkeit der sicherheitspolitischen Reserve, insbesondere aber auch der Tätigkeit der Offiziersgesellschaften. Er dankte den Offizierinnen und Offizieren, aber auch allen Angehörigen der Armee, insbesondere für ihren aussergewöhnlichen als auch ausserdienstlichen Einsatz.
Präsident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft
Die KOG TG ist eine Sektion der Schweizerischen Offiziersgesellschaft (SOG). Oberst im Generalstab (i Gst) Michele Moor fokussierte mit seinen Worten auf die anstehende «Service-citoyen-Initative», über welche am 30.11.25 abgestimmt werden wird. Seiner Meinung nach ist diese abzulehnen, da sie geeignet sei, die Dienstpflicht zu verwässern. Denn die Alimentierung des Bevölkerungsschutzes, also der Armee und des Zivilschutzes, sei bereits heute schwierig. Der Zivildienst erscheine jungen Staatsbürgern oftmals für die eigene Planung attraktiver. Ein allgemeiner Bürgerdienst mache die Schweiz weder verteidigungsfähiger noch krisenfester. Er bezeichnete den Thurgau als seine zweite Heimat, stammt seine Frau ursprünglich aus Diessenhofen. Sorgen bereite ihm der Zustand der schweizerischen Rüstungsindustrie, die Mobilisierungsfähigkeit und das Ungleichgewicht zwischen Ausrüstung und der individuellen Bereitschaft, die Integrität der Schweiz mit dem eigenen Leben zu verteidigen. Er unterstrich, dass die internationale Kooperation keineswegs der Neutralität widerspräche. Auch die Festlegung des Budgets für Verteidigung sollte ohne parteipolitische Scheuklappen erfolgen.
Vielfältiges Vereinsjahr
Präsident Oberst Valentin Hasler, Stadtrat von Weinfelden und Chef des kantonalen Verbindungstabes überantwortete die verstorbenen Vereinsmitglieder traditionell mit dem Stück «Ich hatte einen Kameraden» der Ewigkeit.
Danach durfte er in seinem Jahresbericht auf viele erfolgreiche Vereinsanlässe, welche durch die «Holding» KOG aber insbesondere die beiden Untersektionen OG Bodensee und OG Frauenfeld organisiert wurden, zurückblicken.
Ernstfall
Hasler hob ein Ereignis während der Kaminfeuergespräche mit Korpskommandant (KKdt) Hans-Peter Walser heraus. Die Fehlfunktion eines Lichtschalters führte zu einem Feuer und grösserer Rauchentwicklung, welche durch den Einsatz beherzter Offiziere schnell in den Griff bekommen werden konnte. Die aufgebotene Feuerwehr lobte die Geistesgegenwart der Anwesenden.
Statuarische Geschäfte
Hauptmann Fabian Stuber wurde einstimmig in den Vorstand gewählt, Major Eliane Täuber (Aktuarin) und Oberst i Gst Pascal Muggensturm (Beisitzer) in ihren Ämtern bestätigt. Die Jahresrechnung, verantwortet von Major Andrea Lee, wurde genehmigt.
Operationen sind Grundlage für die Taktik
Aufgrund der Verhinderung des Chefs Operationen, Korpskommandant Laurent Michaud, übernahm ganz in militärischer Tradition und Umgang sein Stellvertreter, Divisionär Stephan Christen das Gastreferat. Das Kommando Operationen ist verantwortlich, unterhalb der strategischen (politisch geprägten) Stufe die Teilstreitkräfte Luftwaffe und Heer zu führen. Weiter analysiert es aber auch die Zusammenarbeit im Sicherheitsverbund Schweiz und leitet fortlaufend Konsequenzen ab. Mit Divisionär Willy Brülisauer, Kommandant der Territorialdivision 4 war ein direkter Unterstellter des Chefs Operationen im Saale anwesend.
Lagebild
Christen umriss die Zäsuren der jüngsten, vor allem europäischen Geschichte. Seit 2014, mit der Besetzung der Krim, insbesondere aber seit der Verletzung territorialer Souveränität der Ukraine ab 2022 ist klar, dass völkerrechtliche Konventionen nicht mehr von allen Staaten, auch jenen von Europa, widerspruchslos als Leitlinien der Politik akzeptiert werden. Die gesellschaftspolitische Basis – insbesondere in der Schweiz – ist verunsichert, keineswegs bereit, die aus seiner Sicht nötigen Konsequenzen daraus abzuleiten. Die Diskussionen über die Definition derVerteidigungsfähigkeit, den nötigen finanziellen Rahmenbedingungensowie der Dienstpflicht sind nötig, einigen wohl zu langwierig.
Hybride Bedrohungen
Die Schweizer Armee reagiere bereits heute und täglich auf hybride Bedrohungen. Die Weiterentwicklung der Fähigkeiten, solche abzuwehren, sei eine latente Aufgabe, die aber erkannt und angegangen werde. Dies fängt auf operativer Stufe bei der Analyse der Bedrohungen an, und endet schliesslich in der Alimentierung auf unterster taktischer Stufe mit entsprechenden Mitteln.
Rahmen
Der Anlass wurde durch das Spiel der Kantonspolizei Thurgau würdig umrahmt. Der Schluss bildete ein Apéro riche im Traubensaal. Der gemeinsame informelle Austausch ist ein wichtiger Bestandteil der Tätigkeit der Offiziersgesellschaften.
Ausblick
Die KOG TG feiert 2026 ihr 200-jähriges Bestehen. Am 19.09.26 wird das Jubiläum auf dem Wolfsberg (Ermatingen) würdig begangen werden.
ZVG















