Gemeinsam gegen Food Waste – Pilotprojekt zeigt Wirkung

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Ladina Romanin, Nachhaltigkeitsmanagerin der thurmed AG, stellt sich am Restebuffet in der Kantine des Kantonsspitals Frauenfeld ein Restemenü zum Mitnehmen zusammen. Dieses kann jeweils nach der Mittagsausgabe und abends vergünstigt bezogen werden.

Regierungsrat Dominik Diezi, Chef des Departementes für Bau und Umwelt des Kantons Thurgau, und Vertreterinnen und Vertreter des Amtes für Umwelt sowie der thurmed AG haben die Abfallplanung 2025 vorgestellt. Der Bericht, der alle zwei Jahre veröffentlicht wird, gibt einen Überblick über die aktuelle Abfallsituation im Kanton und zeigt auf, wie der Thurgau seine Entsorgungskapazitäten zukunftsfähig gestaltet. Im Fokus stand diesmal das Pilotprojekt «Food Save Management», das gemeinsam der Spital Thurgau AG, der Kartause Ittingen und dem Alterszentrum Kreuzlingen sowie einem externen Partner umgesetzt wird.

«Food Waste ist ein zentrales Thema – nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht», betonte Dominik Diezi in seiner Begrüssung der Medienkonferenz. «Mit dem Pilotprojekt helfen wir Gastrobetrieben, Food-Waste-Quellen zu finden und praxistaugliche Massnahmen dagegen zu erarbeiten. Dies ist wichtig, um die Ziele der Schweiz zur Halbierung der Lebensmittelverschwendung bis 2030 zu erreichen.»

Achim Kayser, Leiter der Abteilung Abfall und Boden des Amtes für Umwelt, präsentierte die zentralen Ergebnisse des Abfallberichts. «Die steigenden Mengen – insbesondere bei Siedlungsabfällen – oder die Verfüllung von Deponien, erfordern kontinuierliche Anpassungen in unserer Abfallplanung», so Kayser. Dabei verwies er auf das aktuelle Baugesuch zum Ersatzneubau der Kehrichtverwertungsanlage in Weinfelden und die kantonale Deponieplanung, die derzeit nachgeführt wird und gezeigt hat, dass im Thurgau weiterhin Bedarf an Ablagerungsvolumen für verschiedene Abfälle besteht. Im Thurgau fehlt weiterhin Deponievolumen für Aushubmaterial, Bauabfälle und sogenannte Reaktorstoffe, also verschmutzte Abfälle, die einen erhöhten organischen Anteil aufweisen. 

Auch die revidierte Abfallverordnung, die zum Beispiel durch die vorgeschriebene Phosphor-Rückgewinnung die Entsorgungswege von Klärschlamm verändern wird, sowie der Umgang mit Abfällen, die per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) enthalten, sind aktuelle Herausforderungen. Der Abfallbericht 2025 thematisiert auch die Bekämpfung von Littering. Seit dem 1. Januar 2025 gelten im Thurgau höhere Bussen für unsachgemäss entsorgte Abfälle. Parallel dazu unterstützt das Amt für Umwelt Politische Gemeinden mit Beratungsangeboten, um Littering-Hotspots zu identifizieren und geeignete Massnahmen zu entwickeln, damit diese entschärft werden.

Food Save Management: Weniger Abfall, mehr Nachhaltigkeit

Bis ein Gericht auf den Teller kommt, hat es oft einen langen Produktionsweg hinter sich – vom Anbau über Transport und Verarbeitung bis zur Zubereitung. Wenn diese Lebensmittel am Ende im Abfall landen, ist die Ressourcenverschwendung gross. Die Spital Thurgau AG ist einer der bisher drei Gastrobetriebe, die vom Kanton finanziell unterstützt wurden, um beim Projekt Food Save Management teilzunehmen. Die Spital Thurgau AG bereitet in den Spitälern Frauenfeld und Münsterlingen sowie in der Klinik St. Katharinental täglich rund 3’500 Mahlzeiten zu. Sandra Frey, Co-Leiterin Hotellerie der Spital Thurgau AG, zeigte anhand von Bildern, wie die Lebensmittelabfälle zu Beginn des Projekts erhoben wurden. Mit praktischen Beispielen erläuterte sie, welche Massnahmen seither umgesetzt beziehungsweise weiter optimiert wurden. Beispielsweise können sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach der Mittagsausgabe am Restebuffet bedienen oder am Abend Restemenüs zum Mitnehmen beziehen. Beide Angebote werden zu einem günstigen Preis angeboten.

Einen besonders wirksamen Hebel sieht Frey im Konzept Serve-on-Demand. Hier können die Patientinnen und Patienten zwischen 10 Uhr und 19 Uhr ihre Mahlzeiten und Getränke nach Bedarf und tagesaktuell bestellen. «Wenn die Gäste nur das bestellen können, was sie in der nächsten Stunde auch konsumieren möchten, geht viel weniger auf den Tabletts zurück», betonte Frey. Wie stark die Spital Thurgau AG mit diesen und weiteren Massnahmen den Food Waste reduzieren kann, wird nach einer erneuten Erfassung der Lebensmittelabfälle im Frühjahr 2026 ermittelt.

Wissenswertes aus dem Abfallbericht
www.umwelt.tg.ch/abfallbericht

Biogene Abfälle
Der Umsatz biogener Abfälle im Kanton Thurgau steigt bei gleichbleibender Anlagenzahl und die energetische Nutzung nimmt zu – im Einklang mit dem Biomassekonzept. Optimierungsbedarf besteht bei der Sammlung von Speiseabfällen und der Reduktion von Fremdstoffen.
Neue Anlagen für Hofdünger und Co-Substrate sind in Planung oder im Bau und schaffen zusätzliche Kapazitäten (11’000 t). Im ersten Halbjahr 2025 wurden bereits 35’000 t bewilligt. Dennoch wird nur ein kleiner Teil des anfallenden Hofdüngers vergärt.

Klärschlamm
Die Klärschlammmenge im Kanton Thurgau blieb in den vergangenen Jahren stabil und betrug 2024 rund 5’500 Tonnen Trockensubstanz. Das daraus gewonnene Faulgas hat einen Energiegehalt von etwa 30 GWh. Die 17 Kläranlagen sind in der Klärschlammverwertungs AG (KSV AG) organisiert, die die Entsorgung des Klärschlamms über die Klärschlamm Interessengemeinschaft Ost in drei Anlagen sicherstellt. Für die ab 2028 gesetzlich vorgeschriebene Phosphorrückgewinnung plant der Zweckverband Abfallverwertung Bazenheid gemeinsam mit Partnern eine Anlage in Bazenheid, die für die KSV AG eine vielversprechende Option darstellt.

tg.ch

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