Pascal Schmid hat sich 2018 für eine Verschärfung des Einbürgerungsgesetzes eingesetzt und der Grosse Rat stimmte dem Antrag mit knapper Mehrheit zu. Ich teile seine Meinung, dass die Einbürgerung eine gute Integration erfordert. Für Pascal Schmid ist dabei die Sprache der entscheidende Beweis einer Integration und das ist nach meiner Erfahrungen falsch und im höchsten Mass unfair. Mir scheint, dass Pascal Schmid als Jurist die Bodenhaftung fehlt. Ich selbst habe jahrzehntelang im Bausektor gearbeitet und dabei viele ganz unterschiedliche Menschen kennengelernt. Viele führten einfache Arbeiten aus, besuchten nie in der Schweiz eine Schule und doch setzten sie alles daran, dass sie mit ihren Familien hier eine neue Heimat finden konnten. Sie haben hart gearbeitet, ihren Kindern die bestmögliche Ausbildung ermöglicht und sich nie etwas zu Schulden kommen lassen. Nur die Sprache, die war für sie, auf dem Niveau wie sie Pascal Schmid und der Kanton Thurgau verlangt, ein unüberwindbares Hindernis. Sie können sich zwar in Deutsch gut verständigen, verstehen durchaus alles, was wir (Mundart) sprechen, aber B1 ist für sie eine zu hohe Hürde.
Diese ausserordentliche Anforderung kennen nebst dem Thurgau nur noch die Kantone Nidwalden und Schwyz. Dies führt dazu, dass die zuständigen Behörden in den Gemeinden keine Möglichkeit haben, die Bildungschancen der Einbürgerungswilligen zu berücksichtigen. Der Sprachtest wird so zur Guillotine. Gemeindeschreiber und Gemeindeschreiberinnen können davon ein Lied singen, sind sie es doch, die den Gesuchstellenden trotz bester Integration erläutern müssen, dass sie den Sprachtest nicht bestehen werden und so keine Chance haben auf Einbürgerung.
Pascal Schmid unterstellt mir und der Mitte Partei, dass wir mit einer laschen Einbürgerungspraxis nur die Ausländerquote drücken möchten. Das ist Unsinn. Ich erwarte Fairness und eine Gesamtbetrachtung: Es gibt auch Schweizer und Schweizerinnen, die trotz ihrer neun Schuljahre grösste Mühe haben mit unserer ersten Fremdsprache, dem Hochdeutsch. Viele würden den geforderten schriftlichen Test auf B1 nicht bestehen. Ich hoffe daher, der Grosse Rat korrigiert diesen Fehlentscheid.
Beat Curau-Aepli, Weinfelden
1 Kommentar zu „Fehlt Pascal Schmid der Bezug zu einfachen Menschen?“
Bin genau der selben Meinung meine Frau hat den schriftlichen bestanden den Mündlichen nicht glaube würde selber auch durchfallen