Vor 75 Jahren beherbergte dieses Haus an der Frauenfelderstrasse ein Kolonialwarengeschäft, der Name allerdings ist mir entfallen.
Mein Schulfreund Walter Felix und ich hatten während der Schule auch denselben Job respektive Nebenverdienst. Wir waren nämlich sogenannte „Ausläufer“. Hatte mit „Laufen“ eigentlich wenig zu tun, denn wir beide erledigten unseren Job mit den Fahrrädern. Dies teilweise sehr zum Missfallen unseres Hauptlehrers, dem alten Rüegg, der uns zwar öfter auf dem Fahrrad durch das Dorf flitzen sah, jedoch glaubte, wir machen das nur zum Spass und Zeitvertreib, dabei hat uns der Job manchmal schon gestunken. Der Herrgott hat diesen Paul Rüegg kurz nach seinem Rücktritt aus dem Schuldienst zu sich geholt und ich hoffe doch sehr, dass er ihn auch bei sich behält.
Walter trug Comestibles für den oben aufgeführten Laden aus, während ich für die Chemische Reinigung Noser unterwegs war. Was nicht schlecht war, waren die Trinkgelder, einmal mehr, einmal weniger, aber es fiel immer etwas ab für die Sackgeld-Kasse.
Als mich dann aber sogar der Pfarrer Müller im Religionsunterricht am jeweils Mittwoch-Nachmittag auf die «Velofahrerei», wie das damals negativ genannt wurde, ansprach, war das Mass voll, und ich entgegnete dem Diener des Herrn, dass ich sofort mit dem Velofahren aufhören würde, wenn er dafür mein Sackgeld übernähme. Anscheinend hat er dann mit Rüegg gesprochen, jedenfalls hatte ich dann wenigstens in dieser Richtung meine Ruhe und das «Ihr verdammte Cheibe Velofahrer» wurde aus seinem Vokabular gestrichen.
Ergänzungen Martin Sax
Dieses Haus (Frauenfelderstrasse 19) ist vermutlich das neueste Gebäude in der ganzen Strecke zwischen Rathaus und den Häusern zur Farb. Es wurde 1898 von Conrad Dünnenberger anstelle einer Remise erbaut und blieb dann viele Jahrzehnte lang als Kolonialwarenladen im Familienbesitz. In den späten 1970er-Jahren befand sich hier die Gemeindebibliothek und dann eine Zeit lang das Klavierhaus Glättli. Zeitweise gab es auch andere Nutzungen. War nicht auch die Papeterie Blumer hier eingemietet, bevor oder nachdem sie drei Häuser weiter östlich (Frauenfelderstrasse 13) war?
Ich füge hier die früheste mir bekannte Aufnahme (wohl um 1910 entstanden) des Strassenabschnitts bei. Das Haus Dünnenberger ist noch fast neu.
Quelle: Facebook