Die Gäste der Tertianum Zedernpark beim unbeschwerten Feiern des diesjährigen Oktoberfestes.
Das Tertianum Zedernpark setzt auf Aktivierung als Mehrwert-Faktor
Eine aktive Lebensgemeinschaft im Alter. Was sich viele wünschen, setzt das Tertianum Zedernpark um. „Die Lebenszeit und die damit verbundene Qualität des Erlebten in unserem Heim soll für unsere Gäste einen Mehrwert darstellen. Diesem Ziel ordnen wir hier alles unter“, so Geschäftsführer Daniel Kübler.
Gemeinsam statt einsam – dieses Ziel streben wohl alle Seniorinnen und Senioren im vierten Lebensabschnitt an. Doch die „Erreichbarkeit“ dessen lässt mit steigendem Alter naturgegeben nach. Zum einen, weil die individuelle Mobilität abnimmt. Zum anderen aber, weil der Freundes- und Bekanntenkreis ständig schrumpft. Mit der abnehmenden Beweglichkeit, den zunehmenden gesundheitlichen Problemen und der sozialen Vereinsamung bleibt oft irgendwann nur noch ein Weg, den viele fürchten wie der Teufel das Weihwasser: der Schritt ins Seniorenzentrum.

Niemand ist hier allein
Doch, dass dieser Schritt mitnichten ein aufs gesellschaftliche Abstellgleis sein muss, beweist das Beispiel des Alters- und Pflegezentrum Tertianum Zedernpark in Weinfelden. Denn dessen Mitarbeitende leben mit ihren Gästen einen sehr aktiven Alltag. Dies wurde möglich, weil die hauseigene Aktivierung in den letzten Jahren personell und qualitativ ausgebaut wurde.
Das morgendliche Turnen, welches von Geschäftsführer Daniel Kübler persönlich geleitet wird, gehört für viele genauso zu einem guten Start in den Tag wie ein belebender Kaffee. Ein monatlicher Gästestammtisch lädt zum Philosophieren und dem Besprechen von hausinternen Freuden und Frustrationen ein. Ausflüge lassen Gäste und Personal nach der Rückkehr vom Erlebten schwärmen. Und Spielnachmittage lassen die Augen der Spielernaturen leuchten und bei Brezn, Bier und Volksmusik gerät auch das Oktoberfest zur Gruppengaudi. „Bei uns ist niemand allein, wenn man den Kontakt zu den anderen sucht“, fasst es die Leiterin Aktivierung, Salome Oesch, zusammen.

Aktivierung ist eine Kaderfunktion
Als wie wichtig die Aktivierung heute im Tertianum Zedernpark erachtet wird, zeigt sich auch daran, dass ihr im betriebseigenen Organigramm eine Kaderfunktion zuerkannt wird. Etwas, was vor wenigen Jahren kaum vorstellbar gewesen wäre. „Damals dachten doch alle, dass wir mit den Gästen einfach etwas basteln und sie beschäftigen“, erinnert sich Salome Oesch. Zwar sind Bastel-, Sing- und Spielstunden nach wie vor Teil der Aktivierung. Doch in Bezug auf den gelebten Alltag bedeutet Aktivierung weit mehr. „Wir vermitteln den Menschen eine Sinnhaftigkeit im Alltag. Wer hierher kommt, befindet sich mitnichten auf dem Abstellgleis, sondern trifft auf bejahende Menschen, mit denen man viel in der verbleibenden Lebenszeit unternehmen und Spass haben kann“, erzählt Salome Oesch.

Müssen tut niemand
Und wenn jemand nicht in der Gruppe aktiv sein möchte, ist im „Zedernpark“ auch ein Einzel-Setting möglich. „Es ist wichtig, zu verstehen, dass wir unseren Gästen nicht einfach ein Programm vorsetzen. Im Gegenteil: Wir setzen alles daran, dass wir unsere Gäste bei ihren eigenen Bedürfnissen abholen können.“ So kommen Salome Oesch und ihre Kollegin Sandra Bianculli auch gerne mal auf ein Zimmer, um dem Gast privat etwas vorzulesen. Oder sie erfahren im Gespräch, was ihr Gegenüber früher gerne gemacht hat – und versuchen die gewonnenen biografischen Erkenntnisse bei Gelegenheit, in den Alltag einzuflechten.
Wenn die Gäste sich anfeuern
Manchmal ist es auch etwas Neues, was die Seniorinnen und Senioren begeistert. Als vor gut zwei Jahren das „Swing Walking“ – ein Mini-Trampolin mit Geländer – eingeführt wurde, war die Skepsis gross. Doch diese legte sich rasch. „Mittlerweile feuern sich die Gäste gegenseitig an, und haben Spass“, lacht Oesch.
Was Salome Oesch besonders freut, sind Aussagen von Gästen, die erklärten, dass sie ihr Leben im Tertianum Zedernpark nicht mehr missen möchten. „Wenn ich von Gästen zu hören bekomme, dass sie hier sehr gerne sind, weil sie nicht mehr einsam seien, dann freut uns das sehr“, sagt Oesch. Und Daniel Kübler gibt dem bewusst geförderten Zusammenleben im „Zedernpark“ noch eine philosophische Note: „Wir wollen unseren Gästen mit unseren Aktivitäten einen Mehrwert in ihrem Dasein bieten, so dass sich daraus für die Gäste ein bewusstes „Da-Sein“ ergibt und aus einem Heim mit der Zeit ein „Da-Heim“ wird. Ein Leben in einer Gemeinschaft, die die Menschen wahrnimmt, teilhaben lässt, unterstützt, respektiert, bewegt, teilt, lacht, trauert und feiert – und dadurch Lebensfreude ermöglicht“.
Text und Foto: Christof Lampart