Ein überparteiliches Komitee fordert eine Volksabstimmung über das neue Friedhofreglement der Stadt Weinfelden, das ein abgegrenztes Gräberfeld für Bestattungen nach islamischer Tradition ermöglicht.
Das Parlament der Stadt Weinfelden genehmigte am 19. Dezember 2024 ein neues Friedhofreglement, das ein abgegrenztes Gräberfeld für Bestattungen nach islamischer Tradition vorsieht. Dieser Wunsch wurde schon 2006 von islamischen Organisationen vorgebracht und nach reger Diskussion in der Bevölkerung und einjähriger Beratung im Parlament einstimmig abgelehnt, weil es aktuell keinen Bedarf gebe.
Die Zuständigkeit für die Friedhöfe ging aufgrund der Bundesverfassung von 1874 von den Kirchen an die politischen Gemeinden über. Seither sind auf dem Friedhof alle gleich, es kommt nicht auf die Religion oder die Nationalität an. Dass Katholiken, Reformierte und Konfessionslose nebeneinander im Grab liegen mussten, führte im 19. Jahrhundert in einigen Thurgauer Gemeinden zu Glaubenskämpfen, die bis vor Bundesgericht gingen. Heute nimmt aber niemand mehr Anstoss daran.
Der bewährte Grundsatz, auf dem Friedhof der politischen Gemeinde nicht nach Religionen zu unterscheiden, würde mit der Schaffung eines abgegrenzten muslimischen Gräberfeldes durchbrochen. Diese Spezialregelung nur für eine Religion schade der grossen Mehrheit der Muslime, die keine Sonderbehandlung wünschen, warnten die Kritiker im Stadtparlament: Sie würden, im Tod wie im Leben, nicht in die Gemeinde integriert, sondern separiert.
«Bei einer so wichtigen Frage muss das Volk das letzte Wort haben», fordern die Stadtparlamentarier Stefan Wolfer (SVP) und Lukas Madörin (EDU), der mit seiner Partei das Referendum angeregt hat. Dem überparteilichen Komitee, das sie unterstützt, gehören dreissig Weinfelderinnen und Weinfelder an, darunter die beiden SVP-Nationalräte Pascal Schmid und Manuel Strupler sowie der ehemalige SP-Kantonsrat und -Kantonalpräsident Markus Schär.
Die Unterschriftensammlung für das Referendum läuft bis am 20. Januar 2025. «Diese Frist ist äusserst knapp», wissen Lukas Madörin und Stefan Wolfer. «Wir hoffen deshalb, dass die 400 Unterschriften für das Referendum schnell zusammenkommen, damit das Volk entscheiden kann.»
Beachten Sie bitte auch die Erklärungen von Staatsarchivar André Salathé, der sich seit seinem Studium mit dem Thema Friedhöfe auseinandersetzt.
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