Berufswettbewerbe bringen einen Boost für die Betriebe 

Diesen Beitrag teilen.

 Sie diskutierten leidenschaftlich über das Thema Berufswettbewerbe, von links:  Melanie Rüeggsegger, Sven Bürki, Andreas Kuster und Moderator Maximilian Koch, Leiter des Instituts für Berufsbildung an der PHSG.

Was bringen Berufsbildungswettbewerbe – egal, ob auf regionaler, kantonaler, nationaler oder gar internationaler Stufe – den Lernenden, den Ausbildungsbetrieben, ja ganzen Branchen? Diese Frage stand im Fokus des Thurgauer Berufsbildungsforum. 

 

CHRISTOF LAMPART

 

Es war ein Thema, das vom Timing her nicht aktueller sein hätte können, zu dem am Freitag der Kanton Thurgau, die Thurgauer Gewerbeverband und die Industrie- und Handelskammer Thurgau gemeinsam einluden. Denn zum einen fand im Weinfelder Kongresszentrum Thurgauerhof das18. Thurgauer Berufsbildungsforum statt, zum anderen aber auch in Bern die grösste Leistungsschau des nationalen Berufnachwuchses: die Swiss Skills. 

 

«Wie Champions League – einfach ohne Millionengehälter» 

 

Berufswettbewerbe boomen. Bieten sie doch jungen Berufsleuten eine Bühne zur Präsentation der eigenen Leistungsfähigkeit. Doch bringen Sie auch über den Moment hinaus etwas? Für den Chef des Thurgauer Amtes für Berufsbildung und Berufsberatung, Marcel Volkart, ist die Sache klar: «Für uns Menschen gehört der Wettbewerb zum Alltag. Wer hier Leistung zeigt, der besteht auch am Markt, weil er sich von der Konkurrenz abhebt», erklärte Marcel Volkart. Auch die Ostschweiz als klassisches Kernland der dualen Berufsbildung steige aktuell gegen Baselstadt in den Ring, will sie doch die SwissSkills in vier Jahren nach St. Gallen holen. Und das aus gutem Grund: «Sobald die SwissSkills in der Nähe ist, gibt das für die duale Berufsbildung einen Boost», so Marcel Volkart. Melanie Rüegsegger, Geschäftsleiterin der Organisation der Arbeitswelt Gesundheit und Soziales Thurgau, schätzt den Wert der Berufswettbewerbe ebenso als sehr hoch ein. «Wenn ich die Lernenden an unseren regionalen und kantonalen Meisterschaften sehe, dann denke ich immer: Das ist ein Spitzensport wie die Champions League – einfach ohne Millionengehälter, aber mit richtigem Können», äusserte sich Rüegsegger euphorisch.

 

Alles durch die «Weltmeister-Brille» gesehen

 

Sven Bürki, welcher vor acht Jahren an den WorldSkills in Abu Dhabi als Schreiner für die Schweiz Gold holte, möchte die gemachte Erfahrung nicht missen. «Ich habe durch die Wettbewerbe viel gelernt über mich». Die Leistungsbereitschaft sei – spätestens an den kantonalen Meisterschaften – bei allen schon vorhanden gewesen, doch das Jahr vor den WorldSkills, sei sehr speziell gewesen. «Ich habe ein Jahr lang Mentaltraining gemacht und lernte, was ich brauchte, um dann am Tag X meine Leistung abzurufen».Dass die Lernenden heute fauler seien als seine Generation,glaubt Sven Bürki nicht. Jedoch hätten sein und die Erfolge anderer Schreiner die Latte ziemlich hochgelegt. «Die Erwartungen sind in unserer Branche sicher gestiegen, was aber wohl auch dazu geführt haben dürfte, dass jene neun, welche heute die Schreinernationalmannschaft bilden, noch etwas professioneller aufgestellt sind, als wir es waren», vergleicht Sven Bürki. Auf seinen eigenen Erfolg angesprochen, gestand Sven Bürki, dass der Umgang danach nicht einfach gewesen sei. «Mir fiel es danach schwer, wieder im Alltag anzukommen, denn ich habe jede Arbeit durch die Weltmeister-Brille gesehen». 

 

Starke Resultate motivieren alle

 

Für den Sanitärunternehmer Andreas Kuster ist klar, dass Erfolge an Berufswettbewerben eine «Signalwirkung» auf den Betrieb, aber auch die ganze Branche haben. Denn dadurch bekämen zum einen die jüngeren Lernenden ein Vorbild und zum anderen steige, gerade dadurch, dass in Berufswettbewerben immer die neusten Technologien und Materialien zum Einsatz kämen, auch der Ausbildungsstand im ganzen Betrieb. Wichtig sei jedoch auch, dass die Firmen ihren Lernenden gute Ausbildner zur Seite stellten. Das sah auch die stellvertretende Direktoren der Industrie- und Handelskammer, Pascale Ineichen, so: «Die Leidenschaft für einen Beruf kommt nicht über Nacht, sondern ist ein Prozess, dessen Feuer gerade durch die empathische Betreuung durch die Ausbildner angefacht werden sollte».

Dein Beitrag auf WYFELDER
Hast du eine Nachricht für den Wyfelder? Einen Hinweis auf ein Ereignis? Oder möchtest du uns einfach eine Anregung senden? Nutze dieses Formular oder sende eine E-Mail an news@wyfelder.ch.

Nach oben scrollen