Die drei Erstplatzierten: Elia Wettstein, Matteo Bussinger und Tim Krause.
Fünf Damen und 28 Herren, alle Lernende ab dem zweiten Lehrjahr des Verbandes Schreiner Thurgau, begaben sich am zweiten Novembersamstag anlässlich der diesjährigen Sektionsmeisterschaft auf den steinigen Weg zu den World Skills 2024 im französischen Lyon.
Vor den ÜK-Räumen des Gewerblichen Berufsbildungszentrums stehen die beschrifteten Firmenautos von Schreinereien aus allen Regionen des Thurgaus. Es ist noch dunkle Nacht in der Frühe dieses Samstagmorgens. Emsig laden die 33 Schreinerlehrlinge ihre persönlichen Werkzeugkisten hinein. Alle tragen ein leuchtendes organgenes T-Shirt mit der Aufschrift «Swiss Team» auf dem Rücken. Am Eingang empfängt Sascha Berchtold vom Vorstand der Berufsbildungskommission Verband Schreiner Thurgau, die Teilnehmenden. Er zeichnet verantwortlich für die Organisation des Anlasses und weiss: «Der Countdown der WorldSkills beginnt für die Thurgauer Schreinerlehrlinge mit der Sektionsmeisterschaft. Diese erste Qualifikation finden in der gesamten Schweiz, mit über 1200 Lernenden, statt.» Vier Thurgauer werden selektioniert für die Regionalmeisterschaften Ost. An den drei öffentlichen Regionalmeisterschaften treffen rund 35 der 100 bestklassierten Teilnehmenden aus den Sektionsmeisterschaften aufeinander. Die neun besten Teilnehmenden der Regionalmeisterschaften bilden die Schreinernationalmannschaft, welche sich während drei Wettkämpfen auf die SwissSkills vorbereiten. Daraus selektionieren sich schliesslich die zwei Teilnehmenden für die WorldSkills 2024.
Das Werkstück ist ein Tablet-Halter
Sorgfältig und überlegt legen die Lernenden ihr Werkzeug auf der Werkbank zurecht und bereiten sich für den bevorstehenden siebenstündigen Einsatz vor. Bereit liegt auch ein Paket mit dem vorbereiteten Eschenholz und Birkensperrholz sowie der Messingbeschläge. Man spürt die Spannung und die Nervosität. An einer der Werkbänke steht Dorian Janotta, Lehrling im zweiten Lehrjahr, aus Thundorf von der Zehnder Schreinerei in Ettenhausen. «Die Zeit von sieben Stunden ist eher knapp bemessen für die Herstellung dieses Werkstücks», erklärt der Lehrling. Ihn motivierten ein Mitarbeiter und Daniel Müller, Geschäftsführer, Verband Schreiner Thurgau für die Teilnahme an dieser Konkurrenz. «Für mich ist der heutige Tag eine gute Vorbereitung auf die Teilprüfung», sagt der Lehrling. Die drei Berufsbildner Martin Brändli, Urs Müller und Roland Küttel sind verantwortlich für den korrekten Ablauf des heutigen Tages. Die Lehrlinge erhalten den Plan für das Werkstück und Brändli erklärt: «Die Teilnahme an der heutigen Konkurrenz ist ein einmaliges Erlebnis und über diesem gesunden Wettkampf steht die Sicherheit über allem.» Benützt werden dürfen die Band-, die Tischkreissäge, die Kantenschleifmaschine und die Oberfräse, die restliche Bearbeitung erfolgt an der Hobelbank. Dann wird es still in den drei Werkstatträumen und die Teilnehmenden beginnen ihre Arbeit mit dem Reissen. Noch vor dem Verleimen überprüfen die drei Berufsbildner die ersten Positionen. Die sechsköpfige Jury, welche sich aus Vizeweltmeisterin Samantha Kämpf, Roland Ammann, Jonas Bleiker, Severin Bichsel, Roland Eichmann und Ueli Mischler zusammensetzt, überprüft weitere Positionen wie die Massgenauigkeit auf einen halben Millimeter, die Oberflächenqualität und die Gesamtqualität.
Die vier Besten kommen weiter
«Ihr habe euere Freizeit geopfert und euch diesem Wettkampf gestellt», begrüsste Heinz Fehlmann, Präsident des Verbandes Schreiner Thurgau, die Anwesenden an der abendlichen Rangverkündigung. Und wie geht’s nach der Bewertung der einzelnen Arbeiten weiter? Die ersten Drei, nämlich Matteo Bussinger, Elia Wettstein und Tim Krause sind direkt für die Regionalmeisterschaft qualifiziert. Livia Herzog, Alexander Egli und Jan Egli Cieli werden anlässlich einer weiteren Qualifikation vierten Teilnahmeplatz unter sich ausmachen.Die sechs Besten: 1. Matteo Bussinger, Frauenfeld (Schreinerei Fehlmann AG); 2. Elia Wettstein, Gerlikon (Schreinerei Fehlmann AG); 3. Tim Krause, Wilen (Hugentobler AG); 4. Livia Herzog, Homburg (Herzog Küchen AG); 5. Alexander Egli, Rickenbach bei Wil (Hugentobler AG Neuwilen), 6. Jan Cieli, Neuwilen (Beerli Schreinerei AG).
Text und Foto: Werner Lenzin
1 Kommentar zu „Auf einen halben Millimeter genau“
Danke für diesen Artikel! Mein Opa war Schreiner und schon als Kind war ich fasziniert, was er alles aus Holz zaubern konnte. Er hat sich insbesondere auf Schreinerküchen spezialisiert. Es ist toll, dass dieser Beruf immer noch beliebt ist und ausgeübt wird. Lieben Gruß!