Aschermittwoch; Armin Ruf, Gemeindeleiter

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Foto Jakob Herzog bei Aschekreuz

Der Aschermittwoch als Beginn der Österlichen Busszeit wird von vielen Fasnächtlern als Spielverderber erfahren, der vom leichten, lichten Leben trennt. Von den meisten Fasnächtlern aber wird er, seien wir ehrlich, gar nicht mehr erfahren. Die Fasnacht hat sich weitgehend verselbständigt – und verliert dabei vermutlich ihren genuinen Reiz: in spannendem Kontrast zu stehen zu etwas anderem. Dabei wären Kontrasterfahrungen eigentlich wieder hip. Scharfe Übergänge werden uns allenthalben zugemutet: der rasante Cut in der zeitgenössischen Kino- und Fernsehregie, die kalte Dusche auf die heisse Sauna. Sicher ist: der Mensch braucht Abwechslung und vor allem Zeiten und Orte, die dem Alltäglichen enthoben sind. Er braucht die Spannung zwischen Hochzeiten des Lebens und dem Gewöhnlichen. Er braucht aber auch die Zeit und den Ort des Rückzugs vor der ständigen Aktivität, Zeit und Ort der Vorbereitung auf besonders herausragende Ereignisse.

Jakob Herzog
«Für mich bedeutet das Aschekreuz, meine Mitmenschen und mich in ihrer Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit anzunehmen – ein Gedanke, der Wege zur Hoffnung und Versöhnung öffnet und befreit.»

Nichts hat somit verstanden, wer am Aschermittwoch predigt oder in sich hineinschmollt: «Irgendwann ist Schluss mit lustig.» Darum geht es nicht. Ein differenzierteres Verständnis kommt uns im berühmten Ausspruch der grossen Theresia von Avila entgegen, wenn sie sagt: «Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn, wenn Fasten, dann Fasten.» Denn sie verstand das Gepräge der Zeiten von ihrem Zielpunkt her richtig.

Der Aschermittwoch macht durch einen scharfen Schnitt auf zwei aufeinander folgende Zeiten im Kirchenjahr aufmerksam. Er setzt mit dem archaischen Aschenritus einen klaren Kontrast zur bisherigen Zeit im Jahreskreis und eröffnet die 40-tägige Österliche Busszeit: Zeit der Umkehr und Einkehr, der Reue und Busse. Sie soll uns auf das grösste Fest des Jahreskreises vorbereiten: Ostern. Der Ritus des Aschenkreuzes ist Hilfe, diesen Wechsel zu vollziehen.

So wird auch heute noch in der Messe am Aschermittwoch den Gläubigen als Symbol der Busse und Reinigung ein Aschenkreuz auf die Stirn gezeichnet oder auf den Kopf gestreut mit einem der folgenden Worte:
Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium. (Mk 1,15)
Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst. (vgl. Gen 3,19)
Der schlichte Ritus des Aschestreuens drückt zeichenhaft aus, was die Texte der Liturgie dieses Tages in Erinnerung rufen und was die Grundhaltung der ganzen österlichen Busszeit sein soll:
«Lasst euch mit Gott versöhnen.» (2 Kor 5,20)
Quelle: Liturgisches Institut der deutschsprachigen Schweiz – Aschermittwoch

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