Unser eigentlicher Spielplatz von uns Jungs damals, die wir in der Gegend der Frauenfelderstrasse ab Rathaus in Richtung Westen wohnten, war das „Winkelgässli“.
Wie der Name schon sagt, leicht verwinkelt, links und rechts alte Häuser und in der Mitte die Bäckerei der Familie Stähli mit dazugehörigem Spunten mit dem Namen des glorreichen Retters der Schweiz „Winkelried“. (Wer hat mich gestossen?)
Ein herrliches Brot aus dem Holzofen wurde hier gebacken, und die Glaces, die noch handgerührt im mit Eis gefüllten Bottich zubereitet wurden, waren einzigartig, schon deshalb, weil diesen immer ein leichter Rauchgeschmack, wohl von der Bäckerei herrührend, anhaftete. Das nicht negativ vermerkt, ganz im Gegenteil, ich würde heute viel bezahlen, um nochmals eine Rahm-Vanilleglace vom Vater Stähli geniessen zu dürfen. Welcher Feinschmecker hat denn in seinem Leben schon einmal geräucherte Vanille-Glace genossen?
Hauptspiel war das sogenannte „Schiiterversteckis“. Drei Holzscheite zu einer Pyramide aufgestellt, waren das Zentrum. Einer wurde als Sucher mit „Sic-Sac-Suc“ erkoren. Der hatte auf fünfzig oder hundert zu zählen, während sich die anderen in der näheren Umgebung versteckten. Der Erste, den der Sucher findet, muss seinerseits beim nächsten Spiel diesen Part übernehmen, es sei denn, während dem Suchen gelingt es einem der noch nicht Gefundenen die Pyramide zu zerstören, indem er die Scheite in alle Himmelsrichtungen wirft oder kickt. Alle bereits Gefundenen sind wieder frei und haben Zeit, sich neu zu verbergen. Zeit so lange, bis der Sucher die Pyramide erneut aufgestellt hat und mit der Suche neu beginnen darf. Das Spiel war beendet, wenn der Sucher alle finden konnte, ohne dass die Pyramide zerstört wurde.
Eine ganz einfache Sache, und trotzdem haben wir uns unzählige Sommerabende damit vergnügt. Wir, das waren auch die Söhne Ruedi und Andres des Sattlers Wieser, der in dem Gässlein eine Sattlerei und Polsterei betrieb, wobei der „Vati“, wie er genannt wurde, eine ziemlich ruhige Kugel schob. Dann war unter anderen noch dabei der Sohn vom Coiffeur Graf, die Söhne vom Schmied Ulrich, der am Eingang zum Winkelgässli eine Huf- und Wagenschmiede betrieb. Gab halt damals vor 75 Jahren noch kein I-Phones.
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