Ist «Stressfrei» Sterben möglich? 

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 Am Netzwerkanlass des Palliative Forum Mittelthurgau wird diese Frage von Fachpersonen, engagierten Freiwilligen und betroffenen Angehörigen vertieft betrachtet und mit Erkenntnissen aus der Praxis unterlegt. 

Rund 60 Personen finden sich im Alterszentrum Weinfelden ein und werden durch Alexandra Beck, Leiterin Pflege und Betreuung des AZW begrüsst. Durch den Abend führt Mathilda Halter, Leiterin Pflege von der Spitex Mittelthurgau. Sie stellt das Palliative Forum Mittelthurgau vor und stellt dann die Frage mit Bezug auf das Thema: Kann durch eine optimierte Vernetzung der Beteiligten Stress für die Betroffenen reduziert werden? Dass dies möglich ist, steht für die Anwesenden ausser Frage. Wie dies gelingt, ist der Inhalt des Anlasses. 

Erfolgsfaktoren für eine gute Vernetzung 

Pfarrer Wilfried Bührer zeigt in seinem Kurzreferat zuerst auf, welche persönlichen und strukturellen Stressfaktoren es im Sterbeprozess gibt. Weiter legt er die Erfolgsfaktoren dar, die zu einer Stressverminderung führen. Zu diesen zählen, unter anderem, Angehörige von Beginn weg einzubeziehen, Zuständigkeiten und Prioritäten fortlaufend zu klären. Neben der direkten Begleitung ist ein wichtiger Faktor, die Aufmerksamkeit auf die Schnittstellen der Zusammenarbeit aller Involvierten zu legen. 

Marina Bruggmann, Geschäftsführerin vom Hospizdienst TG spricht über die Rolle der rund 70 Freiwilligen, die sich in der Sterbebegleitung engagieren. Dieses Engagement wird mehrheitlich zu Hause angeboten. Die Freiwilligen bewegen sich im Netzwerk der professionellen Begleitung und nehmen eine wichtige Funktion ein. Sie sind zeitlich ungebundener und sind für Sterbende und für deren Angehörige eine wertvolle Unterstützung. Im Thurgau gibt es drei stationäre Hospizwohnungen in den Alterszentren Kreuzlingen und Weinfelden sowie im Stadtgarten Frauenfeld. Der Kanton Thurgau hat ausserdem eine Leistungsvereinbarung mit dem Hospizhaus in der Stadt St. Gallen. 

Von der koordinierten Unterstützung erzählt eine direkte Betroffene, die ihren Mann nach einer schweren Diagnose im Sterbeprozess zu Hause begleitet hat. Sie schildert das unterstützende Zusammenwirken der Spitex, der Seelsorge, des Hausarztes und des Hospizdiensts Thurgau. Neben der guten Begleitung des sterbenden Menschen ist es für Angehörige wichtig, auch mal Zeit für sich oder anderes zu bekommen. Zum Beispiel, um ausser Haus Erledigungen zu tätigen oder einfach durchatmen zu können. Ein wichtiger Schritt dazu ist daher, Hilfe anzunehmen. Damit Angehörige dies machen können, müssen die Angebote für ihre Entlastung bekannt sein. 

Dem Menschen zugewandt 

Nach jedem Input wurden Fragen zum Gehörten gesammelt, die dann im Plenum besprochen wurden. Themen wie, die Autonomie der Betroffenen zu wahren oder wie mit der Situation umgegangen werden soll, wenn Sterbende keine weiteren Massnahmen möchten, kamen von den Teilnehmenden. Verschiedene Meinungen gab es zu der Begleitung in einem traditionell religiösen Kontext oder mit einer persönlichen Spiritualität. Einig waren sich die Anwesenden, dass es insgesamt nicht den einen Weg gibt, sondern viele mögliche und dieser Prozess immer wieder neu betrachtet, angepasst und koordiniert werden muss. Ein humanistisches Menschenbild, sich Zeit für die betroffene Person nehmen und mit dem Herzen präsent zu sein, scheint allen als Grundlage für eine gute Begleitung wichtig zu sein. 

Über das Palliative Forum Mittelthurgau
Das Palliative Forum Mittelthurgau engagiert sich für todkranke Menschen und deren Angehörige. Die Organisation setzt sich aus Fachleuten aller betroffenen Berufsgruppen zusammen.

Das Palliative Forum Mittelthurgau möchte unter allen Beteiligten ein gemeinsames Verständnis von Palliative Care entwickeln, ein berufsübergreifendes Netzwerk von professionellen und freiwilligen Playern knüpfen, die koordinierte Versorgung vor Ort sicherstellen und nicht zuletzt die Bevölkerung informieren und für die Thematik sensibilisieren.

Das Palliative Forum Mittelthurgau deckt folgende Gemeinden ab: Amlikon-Bissegg, Berg, Birwinken, Bürglen, Bussnang, Erlen, Kemmental, Märstetten, Raperswilen, Schönholzerswilen, Wäldi, Weinfelden und Wuppenau.

Der Kerngruppe gehören an: Mathilda Halter, Spitex Mittelthurgau, Alexandra Beck, Alterszentrum Weinfelden, Bea Brenner, SRK Thurgau, Patrik Schenkel, Home Instead, Beatrice Nufer, Altersheim Bannau Weinfelden, Corinne Nessensohn, Pro Senectute, Roger Stalder, Fachstelle Gesellschaft & Gesundheit, Stadt Weinfelden, Olivier Kappeler, Hausarzt Weinfelden und Andrina Greutmann, Gemeinderätin Märstetten. Vakant ist die Vertretung der Seelsorge.

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