Heute kommt man wegen der Arbeit – und geht wegen des Chefs

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Kris Vietze, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Thurgau

Wie man Mitarbeitende gewinnen und begeistern kann, damit beschäftigte sich am Dienstag ein Event in Weinfelden, der sich der «Herausforderung Arbeitskräftemangel» verschrieben hatte.

Organisiert wurde der Abend vom Thurgauer Gewerbeverband, der Industrie- und Handelskammer Thurgau und dem kantonalen Amt für Wirtschaft und Arbeit. Dem Anlass wohnten im BBZ Weinfelden 100 Führungskräfte bei.

Nach der Pension weiterbeschäftigen

Die Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Thurgau, Kris Vietze, verwies darauf, dass bei der Behebung des Arbeitskräftemangels der Wunsch der Generation Z nach «früherer Pensionierung und mehr Freizeit» nicht wirklich weiterhelfe. Gleichwohl könnten Firmen den Wunsch nicht negieren. Denn wenn Angestellte und so ihre Kompetenzen fehlten, um neue Produkte und Ideen zu entwickeln, dann sei Feuer unter dem (Firmen-)Dach. Daher müssten Anstrengungen angestellt werden, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. Eine Möglichkeit, um das Know-how altgedienter Kräfte länger zu erhalten, sei eine «freiwillige Weiterbeschäftigung nach der Pensionierung», so Vietze.

Wohlstand steht auf dem Spiel

Christoph Brunner von der OBT Treuhand stellte fest, dass „wir die erste Generation seit Menschengedenken erleben, in der es mehr Arbeit als Arbeitnehmer hat“.  Der Arbeitskräftemangel betreffe die ganze Gesellschaft. Und letztere sei massgeblich auch schuld daran. Denn die Zahlen aus dem Geburtenrekordjahr 1964 (112‘000) seien nie mehr erreicht worden, ja sogar drastisch gesunken. So schwierig die Ausgangslage sei, so dringlich seien greifende Massnahmen. Denn geschähe nichts, „so steht unser Wohlstand auf dem Spiel“, orakelte Christoph Brunner.

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Um den Turnaround zu schaffen, brauche es Chefs, die neue Wege gehen wollten. Denn die ins Erwerbsleben drängende Generation Z (Jahrgänge 1995 bis 2009) verlange mehr als «nur» Arbeit und einen guten Lohn. «Viele wollen nur 80 oder 60 Prozent arbeiten, da ihnen das auch zum Leben reicht. Die Folge ist, dass die Arbeitsleistung pro Kopf sinkt, was den Fachkräftemangel noch kumuliert», so Christoph Brunner. Einen Tipp für die Führungskräfte gab’s noch: «Heute ist die Führungsqualität entscheidend. Denn Mitarbeiter kommen heute wegen einer Arbeit zur Firma – und gehen wegen des Chefs».  

Zufriedener mit Viertages-Arbeitswoche

Karin Guhl von der Sky Frame AG sagte, dass „gelebte Echtheit“ ein gewichtiges Bindungsinstrument sei. «Die Erwartung, die eine Stelle bei einem Bewerber weckt, muss erfüllt werden». Gute Erfahrungen hat Raphael Tanner von der Ernst Tanner Heizungen GmbH mit der Einführung der 4-Tages-Woche gemacht. «Unsere Mitarbeitenden schaffen vom Montag bis Donnerstag 38 Stunden». Dies bringe Vorteile für alle. Die Mitarbeitenden seien zufriedener und hätten einen Freitag mehr, die Firma müsse weniger Überstunden auszahlen und er selbst könne den Freitag nutzen, um all die Arbeit zu erledigen, die er einst mit ins Wochenende genommen hatte. Andrea Niggli von der Thomann Nutzfahrzeuge AG sieht im in seiner Firma eingeführten Arbeitszeitmodell einen „grossen Wettbewerbsvorteil“. Dank einer Software sei es gelungen, auf die Bedürfnisse des Individuums zugeschnittene Arbeitszeitmodelle anbieten zu können. „Wenn ich einen Lastwagenmechaniker nur zu 60 Prozent anstellen kann, dann mache ich es. Denn ich habe lieber einen Mechaniker zu 60 Prozent als gar keinen“, so Andrea Niggli.

Text und Bild: Christof Lampart

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