Die Grundbuchämter und Notariate des Kantons Thurgau blicken auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2021 zurück. In allen Bereichen wickelten sie so viele Geschäfte ab, wie noch nie zuvor. Insgesamt wurden erstmals über 51 700 öffentlichen Beurkundungen, Beglaubigungen, Grundbuchgeschäfte und Handänderungen vorgenommen. Verschiedene Faktoren haben zu diesem Ergebnis beigetragen.
Die fünf Grundbuchämter und Notariate im Kanton Thurgau nehmen für die Bürgerinnen und Bürger Beglaubigungen und Beurkundungen vor und beraten sie in verschiedenen Rechtsgebieten. Sie wickeln die anfallenden Grundbuchgeschäfte ab und sind als Erbschaftsbehörde tätig. Die Anzahl der Geschäfte ist in den letzten zwei Jahren gegenüber den Vorjahren zwischen10 bis 20 Prozent angestiegen. 2021 wurden erstmals mehr als 15 000 öffentlichen Beurkundungen und mehr als 7 000 Beglaubigungen innerhalb eines Jahres vorgenommen. Im Grundbuchbereich werden für das Jahr 2021 rund 22 500 registrierte Grundbuchgeschäfte und rund 6 200 Handänderungen von Liegenschaften und Eigentumswohnungen ausgewiesen.
Der markante Anstieg der abgewickelten Geschäftsfälle ist im Grundbuchbereich auf den weiterhin sehr regen Immobilienhandel zurückzuführen. Dieser wiederum wird befeuert durch die tiefen Zinsen, den hohen Anlagebedarf in Grundeigentum durch die institutionellen Anleger und den durch die Corona-Krise verstärkten Wunsch vieler Einwohnerinnen und Einwohner nach den eigenen vier Wänden. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Entwicklung der Gesamtsumme aller Kaufpreise der Handänderungen im Kanton Thurgau. Diese hat gegenüber dem Jahr 2018 um rund 30 Prozent zugenommen. Darin widerspiegelt sich die teilweise ungesunde Preisentwicklung für Immobilien in den letzten Jahren.
Bei den Notariaten ist die grosse Nachfrage nach ehegüter- und erbrechtlichen Regelungen ungebrochen. Diesbezüglich bieten sie als Kompetenzzentren umfassende Beratungen und Dienstleistungen an. Zusammen mit den sehr häufigen Beurkundungen im Gesellschaftsrecht (z.B. AG- und GmbH-Gründungen) trägt dies zu der grösseren Zahl von Beglaubigungen und Beurkundungen bei. Dagegen hat die Nachfrage nach Vorsorgeaufträgen etwas nachgelassen.
Die höhere Anzahl der abgewickelten Erbfälle ist vorwiegend auf die Übersterblichkeit durch die Corona-Pandemie während der zweiten Welle zurückzuführen. Dies führte bei den Notariaten insbesondere in den Monaten um den Jahreswechsel 2020/2021 zu einer grösseren Arbeitslast.
Für die Mitarbeitenden der Grundbuchämter und Notariate war das Jahr 2021 sehr arbeitsintensiv und anspruchsvoll. Dank grossem Einsatz konnten sie die Dienstleistungen weiterhin in hoher Qualität erbringen. Aufgrund des enormen Arbeitseingangs war es jedoch phasenweise nicht mehr möglich, die Bearbeitungszeiten für die einzelnen Geschäfte einzuhalten und die Kundinnen und Kunden in den gewünschten Fristen zu bedienen.
Die Grundbuch- und Notariatsverwaltung geht davon aus, dass die Geschäftslast ungebrochen hoch bleibt. So wird es weiterhin eine grosse Herausforderung sein, die Dienstleistungen effizient zu erbringen und den Leistungsauftrag gut zu erfüllen. Dafür wird neben den stetigen organisatorischen Anpassungen, der weiteren Digitalisierung auch ein gewisser Ausbau der personellen Ressourcen notwendig sein, wobei dies im aktuellen Umfeld und aufgrund des Fachkräftemangels nur verzögert möglich ist.
Neben der hohen Geschäftslast verzeichneten die Grundbuchämter und Notariate im Jahr 2021 auch hohe Gebühren- und Handänderungssteuereinnahmen. Diese beliefen sich auf rund 65 Millionen Franken.
Geschaeftsfallstatistik_GNV.pdf [pdf, 127 KB]
Die Statistikdaten sind als Open Government Data auf https://data.tg.ch/ verfügbar.
tg.ch