9. Weinfelder Buchtage – das Wochenende

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Am Wochenende fanden sieben Lesungen statt, die alle sehr interessant waren. 

Als erstes besuchten uns Azizullah Ima – mit seiner Tochter als Übersetzerin – und Andreas Neeser und stellten uns ihr gemeinsames Werk Morgengrauengewässer vor. Gemeinsam sind sie Teil des Literaturprojekts „Weiterschreiben Schweiz“, das schweizer Schriftsteller:innen mit in die Schweiz geflüchteten Autor:innen zusammenbringt. Ima und Neeser haben sich für eine sehr spannende Form der literarischen Konversation in Gedichtform entschieden. 

Agnes Siegenthaler, die Debütautorin, trat als nächstes mit ihrem Buch So nah, so hell auf die Bühne, in die Geschichte zum Teil aus der Sicht von Gegenständen erzählt wird. Gemeinsam mit Rita Krajnc redete sie über ihre aussergewöhnliche Schreibweise und über Parallelen zwischen ihren Figuren und anderen Handlungssträngen.

Am Abend hielt der 22-Jährige Nelio Biedermann vor einem pumpenvollen Saal seinen Erfolgsroman Lázár vor. Im Gespräch mit Luzia Stettler unterhielt er das Publikum mit Teilen seiner Familiengeschichte, von der der Roman inspiriert ist, und sprach über seine Ideenfindung und seine Autonomie als Autor.

Auch Dorothee Elmiger sprach mit Larissa Waibel vor einem ausverkauften Raum. Die Gewinnerin des deutschen Buchpreises las aus ihrem Buch Die Holländerinnen und faszinierte mit ihrer Recherche Arbeit. Sie erzählte davon, wie sie zwei Monate im Urwald an der Grenze von Costa Rica und Panama verbrachte und sich dort so richtig in das Setting ihres Buches hineinversetzen konnte.

Am Sonntag endeten die 9. Weinfelder Buchtage mit drei faszinierenden und vielfältigen Lesungen.

Daniel de Roulet eröffnete den Tag mit einem Gespräch über sein Buch Ein Sonntag in den Bergen, in dem er davon erzählt, wie er als junger Mann während des Kalten Krieges Axel Springers Chalet in Brand setzte. Die Behörden vermuteten damals, dass es deutsche Täter gewesen waren und de Roulet erfüllte mit der Veröffentlichung des Buches sein Versprechen an seine Komplizin von damals. 

Anschliessend las Meral Kureyshi aus ihrem Roman Im Meer waren wir nie, wobei sie hinten anfing und somit demonstrierte, dass man von Anfang an schon weiss, wie der Roman endet. Sonst besprach sie mit Jana Sonderegger die subtile, fast unsichtbare Gewalt an Frauen, die ihren Roman prägt und Probleme von verschiedenen Generationen von Frauen.

Zu guter Letzt besuchte uns Usama Al Shahmani, der mithilfe seines neuen Romans In der Tiefe des Tigris schläft ein Lied die Geschichte der irakischen Juden aufarbeitet. Er enthüllt ein Kapitel der Geschichte, das bei uns nicht besprochen wird und von dem man kaum etwas wusste. 

Dieser Tag war der krönende Abschluss für sechs unglaubliche Buchtage mit 15 Lesungen, einer Theateraufführung und einem stets begeisterten Publikum.

zVg

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